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Bölkow BO 46
Daten und Fakten :
Technische Daten
Rotordurchmesser: 10 m
Rotorblattanzahl: 5
Abflugmasse/ TOW: 2400 kg
Triebwerk: Turbomeca Turmo IIIB
Leistung: 590 KW/800 PS
Projektierte Geschwindigkeit: 450 bis 500 km/h
Bölkow Bo 46 V1
Der Hubschrauber Typ Bo 46 war ein Projekt des deutschen
Hubschrauberherstellers Bölkow GmbH. Es wurde ab 1961 ein Prototyp
gebaut, der Anfang 1964 auch flog. Das Programm wurde Anfang 1965
eingestellt. Der Hubschrauber Bo 46 basierte auf dem Prinzip des
Derschmidt Rotors.
Prinzip Derschmidt Rotor
Der Auftrieb wird am Rotor dadurch erzeugt, dass sich Flügel durch
die Fliehkraft zentriert um die Rotorachse drehen. Der Auftrieb wird
durch die Wölbung und die entsprechende Anstellung des
Blattprofils erzeugt (kollektive Anstellung), der Vortrieb durch eine
zyklische Anstellung der Rotorblätter pro Umlauf. Dadurch neigt
sich die Rotorscheibe in die Richtung des Vortriebes und der
Hubschrauber fliegt vorwärts, seitwärts oder
rückwärts, je nach gesteuerter zyklischer Anstellung des
Blattprofils. Fachlich korrekter ist daher der Begriff Drehflügler.
Durch die Drehung erhalten die Rotorblätter eine konstante
Anströmgeschwindigkeit. Hinzu kommt nun noch die Anströmung
durch die Vorwärtsbewegung, die sich beim vorlaufenden - in die
Flugrichtung drehenden - Rotorblatt aufsummiert und an dem
rücklaufenden Blatt subtrahiert. Ein normaler Rotor hat daher
Schlag- und Schwenkgelenke an dem sog. Rotorkopf. Sie erlauben den
Blättern, sich in Längsrichtung in Grenzen auf und ab und
innerhalb der Rotorkreisscheibe aus der radialen Richtung nach vorne
oder hinten zu bewegen. Auch bei den sog. starren Rotoren machen die
Rotorblätter diese Bewegungen durch die Elastizität
entsprechend geformter Rotorköpfe oder Rotorarme mit.
Der Hubschrauberkonstrukteur muss nun darauf achten, dass die
äußeren Blattspitzen am vorlaufenden Blatt nicht in den
Überschallbereich (Mach 1,0) geraten. Das würde
Strömungsabrisse erzeugen und den Auftrieb an den Blattspitzen
zusammenbrechen lassen. Zudem steigt der Lärmpegel durch den
Überschallknall am vorlaufenden Blatt stark an und das Blatt wird
mechanisch extrem beansprucht.
Es hat sich als physikalisch optimal erwiesen, die konstante
Rotorblattspitzengeschwindigkeit, die eine Funktion der Rotordrehzahl
und des Rotordurchmessers ist, etwa bei Ma 0,7 zu setzen. Es verbleiben
noch etwa Ma 0,3/ etwa 300 km/h für eine
Vorwärtsgeschwindigkeit. Hubschrauberrotoren drehen daher alle im
Bereich von 700 +/- km/h an den Blattspitzen. Im Umkehrschluss hat der
Hubschrauber bei der Vorwärtsgeschwindigkeit seine natürliche
Grenze bei etwa 300 +/- km/h.
Will man schneller fliegen, muss man die Rotordrehzahl verringern, den
dabei geringeren Auftrieb durch Tragflächen kompensieren und ggf.
einen zusätzlichen Propeller zum Vortrieb ansetzen, ein Aufwand,
der die Nutzlast auf unwirtschaftliche Werte reduziert, wie das die
Versuche mit den sog. Compoundhubschraubern der verschiedenen
Hersteller - u.a. auch bei Bölkow/ MBB, mit der Bo 105, wenn auch
nur zu Rekordzwecken - durchweg bestätigt haben.
Derschmidt Rotor
Nun machen Rotorblätter durch das Schwenkgelenk bereits eine
geringe Schwenkbewegung gegen oder mit dem Luftstrom der Flugrichtung,
die aber mit, meist hydraulischen Dämpfern, begrenzt und
gedämpft wird.
Dipl. Ing. Hans Derschmidt verfolgte schon seit 1946 die Idee und hatte
ein Patent darauf, das vorlaufende Rotorblatt dem Luftstrom viel weiter
nachgebend zurück- und das rücklaufende Rotorblatt
entsprechend dem Luftstrom voreilend vorzuschwenken. Dadurch würde
sich die Blattspitzengeschwindigkeit verringern und dieser Gewinn
für die Erhöhung der Fluggeschwindigkeit nutzbar sein. D.
erwartete bis 500 km/h mögliche Vorwärtsgeschwindigkeit
solcher Hubschrauber. Im Nebeneffekt wäre die aerodynamische
Belastung/Leistung an den voreilenden und rückeilenden
Rotorblättern bei weniger Vibrationen, gleichmäßiger
verteilt.
D. vergrößerte daher die Schwenkbewegung am Rotorblatt auf
bis zu +/- 40° je Umlauf und je nach Geschwindigkeit. Im
Schwebeflug war die Schwenkbewegung praktisch gegen Null, bei voller
Geschwindigkeit am vorlaufenden Blatt bis -40° und analog
+40°am rücklaufenden Blatt. D. war sich bewusst und das war
der Inhalt des Patentes, dass alle Bewegungen harmonisch miteinander
(in Resonanz) abgestimmt sein mussten, um kinematisch und aerodynamisch
keine Zusatzbelastungen zu erzeugen. Sie hätten den positiven
Effekt wieder zunichte gemacht. Er wies das Prinzip theoretisch und
experimentell nach, fand Fürsprecher in der Wissenschaft und
Forschung und Bölkow erklärte sich bereit mit D. als
Mitarbeiter und entsprechenden Fördermitteln des Forschungs- und
des Verteidigungsministeriums den Rotor und einen Hubschrauber zu
entwickeln. Es wurde ein Rotorsystem mit 6 m Durchmesser für
Prüfstandsversuche und ein Rotorsystem mit 10 m Durchmesser
für den Flugbetrieb im Hubschrauberprogramm Bo 46 gebaut.
Bo 46
Das Projekt erhielt die Bezeichnung Bo 46. Welche
Gesetzmäßigkeit sich hinter dieser Bezeichnung zur zum
Beispiel parallel in Entwicklung befindlichen Bo 105 und den
früheren Mustern Bo 102 und Bo 103 verbarg, ist unbekannt.
Der Rumpf der Bo 46 erhielt eine windschnittige, einem
Tragflächenflugzeug ähnliche schlanke und aerodynamisch
günstige Form. In der Kabine waren zwei Sitze nebeneinander
vorgesehen. Ein Foto ist auf der Internetseite des Hubschrauber-Museums
Bückeburg zu sehen, dort ist der Prototyp auch ausgestellt. Das
Interesse der Militärs kam nicht von ungefähr. Man hatte
damals schon die Qualitäten des Hubschraubers als Kampfmittel
erkannt, was dann auch später in Forderungen zum
Panzerabwehrhubschrauber mündete.
Die Bo 46 war aber im technischen Ansatz noch ein Experimentalsystem
und wäre erst in einem weiteren Schritt "militarisiert" worden.
Nach erfolgversprechenden Versuchen mit dem Prüfstandsrotor stand
Ende 1963/ Anfang 1964 das fliegende System zum Erstflug bereit. Beim
ersten Schwebeversuch zeigten sich ernste Probleme in der
Steuerbarkeit. Eilig durchgeführte Änderungen an der
Steuerungshydraulik (Verdopplung des Hydraulikdruckes) brachten keine
Besserungen. Erst breitere Untersuchungen zeigten, dass das System auf
eine sehr genaue und schnelle Lageregelung ohne Totzeiten angewiesen
war. Umfangreiche Änderungen waren notwendig und es kam im Herbst
1964 zu weiteren Schwebeflügen. Es zeigte sich, dass das System
schon im Schwebeflug ohne dem Vor- und Rückwärtsschwenken der
Rotorblätter in seinem Zusammenspiel zu komplex und zu empfindlich
war um Vorwärtsflüge zu wagen. Nach Fehlschlägen mit dem
Prüfstandrotor, die auch noch Materialprobleme aufzeigten, wurde
das Programm eingestellt.
Es darf sinniert werden ob dem Projekt mit den heutigen elektronischen
Möglichkeiten und Qualitäten der Flugregelung und dem
heutigen Stand der Material- und Werkstofftechnik ein besserer Erfolg
beschieden gewesen wäre. Tatsache bleibt, dass das System mit
weiteren beweglichen Elementen zum konventionellen Rotor den ohnehin
hohen Betreuungsaufwand in der Praxis des Flugbetriebes noch weiter
erhöht hätte. Wie die Formel 1 die Autotechnik fördert,
hat der Derschmidt Rotor aber auch wichtige Erkenntnisse für die
Weiterentwicklung der Hubschraubertechnik geliefert und sollte nicht
als Fehlschlag eingestuft werden.
Heute wird die Geschwindigkeitsgrenze des Hubschraubers wegen seiner
anderen Qualitäten in friedlicher Koexistenz mit den
Flächenflugzeugen akzeptiert. Der letzte (neuzeitliche) Versuch in
USA mit dem Kipprotorsystem Bell-Boeing V-22 die Eigenschaften des
Hubschraubers mit denen des Flächenflugzeuges zu verbinden, hatte
auch mit vielen technischen Problemen zu kämpfen. Trotz der
Schwierigkeiten wurde das Projekt jedoch weitergeführt, und die
ersten Maschinen wurden bereits 2005 an die US Air Force ausgeliefert,
und einige Exemplare sind seit September 2007 mit den US Marines im
Irak im Kampfeinsatz. Auch Bell und Agusta arbeiten noch an ihrem
zivilen Kipprotorflugzeug BA609, das 2003 ihren Erstflug erfolgreich
absolvierte.

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