Hawker Siddeley Harrier
Daten und Fakten :
Entwicklung
Harrier II der Royal Air Force
Harrier II der Royal Air ForceDie Maschine wurde in
Großbritannien von Hawker Siddeley unter Leitung von Sidney Camm
im Regierungsauftrag entwickelt. Der Erstflug erfolgte 1966 in
Großbritannien. Die Harrier verfügt über ein
Düsentriebwerk im Rumpf, dessen Abgasstrahl durch drehbare
Schubdüsen nach unten bzw. nach hinten geleitet wird. In der Regel
erfolgt der Start nicht senkrecht, sondern mit einer kurzen
Anlaufstrecke (STOVL) oder auf Flugzeugträgern über eine
Rampe, jedoch ohne Katapulthilfe – so kann erheblich mehr
zugeladen werden. Die Landung (mit dann in der Regel nur noch halbem
Startgewicht) kann dagegen wieder senkrecht erfolgen.
Als Einsatzrolle war ursprünglich Bodenunterstützung und
Jagdbomber vorgesehen. Erstkunde war die Royal Air Force, die zwei der
drei Einsatzstaffeln der RAF Germany unterstellte. Während des
Falkland-Krieges erwies sich die Harrier den reinen Jagdflugzeugen, wie
der von den argentinischen Streitkräften eingesetzten Mirage III,
im Luftkampf als ebenbürtig (teils wegen der von USA gelieferten
AIM-9L Sidewinder-Luft-Luft-Raketen), hauptsächlich aber, weil
sich erwies, dass das – so nie vorgesehene – Schwenken der
Schubdüsen während des Fluges bisher nicht für
möglich gehaltene Manöver gestattete. Für seinen
ursprünglichen Verwendungszweck zur Luftnahunterstützung ist
er jedoch zu schwach gepanzert.
Die erste Generation der Harrier (GR.1/T.2/GR.3/T.4/T.8), zu der auch
die Sea Harrier (FRS.1, FA.2) zählen, wird nur noch von der
thailändischen und der indischen Marine geflogen. Alle
übrigen Nutzer fliegen die modernisierte, von der US-Firma
McDonnell Douglas weiterentwickelte Version AV-8B (siehe unten).
Im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow haben die XV278 und
in der Flugzeugausstellung Hermeskeil die XZ998 überlebt.
Varianten
Harrier GR.1
Die Hawker Siddeley Harrier GR.1 war das erste Serienmodell, welches
aus der Kestrel entwickelt wurde. Ihr Erstflug erfolgte am 28. Dezember
1967, sie wurde von der RAF am 1. April 1969 in Dienst gestellt.
Die Sprungschanzen-Technik (nach oben gebogene Enden des Flugdecks)
für den STOVL-Start der Harrier auf den Royal
Navy-Flugzeugträgern wurde auf dem Royal Navy-Flugplatz RNAS
Yeovilton (HMS Heron) in Somerset getestet.
Harrier GR.1A
Die GR.1A war eine verbesserte Version der GR.1. Der größte
Unterschied war das verbesserte Pegasus-Mk-102-Triebwerk.
Achtundfünfzig GR.1As wurden durch die RAF in Dienst gestellt,
wovon 17 neu produziert wurden sowie 41 GR.1s umgebaut wurden.
Harrier GR.3
Die Harrier GR.3 besaß verbesserten Sensoren (wie ein
Laserentfernungsmesser in der verlängerte Nase), eine
Ausrüstung für elektronische Gegenmaßnahmen und ein
weiter verbessertes Pegasus Mk. 103 Triebwerk. Sie war die
leistungsfähigste Variante der 1. Generation Harrier. Dieses
Modell wurde zum Beispiel im Falklandkrieg eingesetzt.
Die RAF bestellte 118 Stück der GR.1/GR.3-Variante der Harrier.
Sea Harrier FRS.1/Sea Harrier FRS.51
Auf der GR.3 basierendes Muster für die Royal Navy
(Flugzeugträgereinsatz), jedoch mit in der Sicht verbessertem
Cockpit, verbessertem Radar und seetauglichen Materialien. Ab 1978
wurden insgesamt 57 Stück in Dienst gestellt. Die FRS.51, die auch
an die indische Marine geliefert wurde, konnte R550
Magic-Luft-Luft-Raketen tragen.
Harrier T.2/T4/T4N/T60
Zweisitzige Trainerversion für die RAF, Royal Navy (T4N) oder für den Export (T60).
Harrier T.2A
Verbesserte Version der T.2 mit Pegasus-Mk-102-Triebwerk.
Harrier Mk 52
Einzelner Prototyp des Herstellers
FA2
Verbesserte Version des FRS.1, die die gesammelten Erfahrungen aus dem
Falklandkrieges umsetzte. Die Umbauten wurden anfangs mit FRS.2-Upgrade
bezeichnet. So wurden neue Luft-Luft-Bewaffnung, ein besseres Radar
(Blue Vixen Radar mit look down Fähigkeiten) und ein verbessertes
Cockpit eingesetzt sowie eine größere Reichweite erzielt.
Der Erstflug erfolgte 1988, es wurden Aufträge für 34
umgebaute und 19 neue Flugzeuge durch die Royal Navy erteilt.
AV-8A Harrier
Einsitzige Bodenangriffsversion für den Einsatz in der
Luftnahunterstützung und als Aufklärer. Die AV-8A des US
Marine Corps waren der frühen GR.1-Version sehr ähnlich, aber
mit dem Triebwerk der GR.3 ausgerüstet. 113 Flugzeuge wurden
für die US Marines und die spanische Marine bestellt. Die AV-8A
war mit zwei 30-mm-ADEN-Kanonengondeln unter dem Rumpf und zwei AIM-9
Sidewinder Luft-Luft-Raketen bewaffnet. Das Flugzeug wurde von einem
Rolls-Royce Pegasus-Mk-103-Triebwerk mit 95,6 kN Schub angetrieben. Es
war sehr wendig und ein leistungsfähiges Jagdflugzeug, welches in
der Lage war, alle damaligen Kampfflugzeuge auszumanövrieren. Die
Herstellerbezeichnung lautete Harrier Mk.50.
AV-8C
Verbesserte AV-8A für die US Marine Corps.
AV-8S Matador
Exportversion der AV-8A Harrier für die spanische Marine.
Später an die Royal Thai Navy verkauft. Die Bezeichnung der
spanischen Marine lautet VA-1 Matador, die Herstellerbezeichnung
Harrier Mk.53 für die erste Produktionscharge und Harrier Mk.55
für die zweite Charge.
TAV-8A/TAV-8B Harrier
Zweisitzige Trainerversion für die US Marine Corps. Herstellerbezeichnung Harrier Mk.54.
TAV-8S Matador
Exportversion der TAV-8A Harrier für die spanische Marine.
Später ebenfalls an die Royal Thai Navy verkauft. Die Bezeichnung
der spanischen Marine lautet VAE-1 Matador, die Herstellerbezeichnung
Harrier Mk.54.
Technische Daten BAe Harrier
Kenngröße |
Daten Gr.3 |
Daten FA.2 |
Länge |
13,87 m |
14,17 m |
Flügelspannweite |
7,70 m |
7,70 m |
Tragflügelfläche |
18,69 m² |
18,69 m² |
Tragflächenbelastung
|
Minimal (Leergewicht): 299 kg/m²
Nominal (normales Startgewicht): 607
kg/m² |
Minimal (Leergewicht): 352 kg/m²
Nominal (normales Startgewicht): 636
kg/m² |
Höhe |
3,45 m |
3,71 m |
Antrieb |
Ein Rolls-Royce
Pegasus-Mk-103
Turbofantriebwerk mit 95,65 kN Schub |
Ein Rolls-Royce Pegasus-Mk-106
Turbofantriebwerk mit 96,73 kN
Schub |
Schub-Gewicht-Verhältnis |
Maximal (Leergewicht): 1,75
Nominal (normales Startgewicht): 0,86 |
Maximal (Leergewicht): 1,50
Nominal (normales Startgewicht):
0,83 |
Höchstgeschwindigkeit |
1186 km/h |
1190 km/h |
Einsatzradius |
~490 km |
~550 km |
Besatzung |
1 |
1 |
Dienstgipfelhöhe |
15.240 m |
15.545 m |
Leergewicht |
5.579 kg |
6.580 kg |
Fluggewicht |
11.340 kg |
11.884 kg |
Bewaffnung |
Außenlasten bis zu 2.268 kg |
Außenlasten bis zu 3.630 kg |
AV-8B Harrier II
Eine AV-8B Harrier II+ des US-Marine Corps beim Landen auf einem LHDDie
AV-8B Harrier II stellt die zweite Generation der Harrier dar. British
Aerospace startete das Projekt zur Weiterentwicklung in den frühen
1980er-Jahren, welches später von Boeing/BAE Systems seit den
1990er-Jahren weitergeführt wird.
Durch Aktualisierung der Avionik, des Triebwerks und der Waffensysteme
konnte die Leistungsfähigkeit erheblich gesteigert werden und die
Harrier soll in ihrer neuesten Version bis weit nach 2010 im Einsatz
bleiben. Danach wird die F 35B die Harrier in den USA und
Großbritannien ersetzen.
Der Erstflug erfolgte am 9. November 1978 (YAV-8B), diese
Ausführung ging ab Dezember 1985 in Dienst. Die Harrier wird zur
Zeit in der aus dem Jahre 1985 stammenden Version AV-8B Harrier II vom
US Marine Corps, der Royal Air Force, der Royal Navy sowie auf den
Flugzeugträgern Spaniens und Italiens eingesetzt. Diese Version
wird in Großbritannien als Harrier GR.5/GR.7/GR.9/T.10/T.12
bezeichnet. Sie wurde von BAE Systems und McDonnell Douglas
(später Boeing) hergestellt. Die wesentlichsten Neuerungen sind
ein modernes Glas-Cockpit (EFIS), neue Avionik, neues stärkeres
Triebwerk, eine größere Abflugmasse und eine
größere Anzahl von verfügbaren Waffen.
Die AV-8B Harrier II Plus sind mit Raytheon APG-65 Radar und Northrop
Grumman Litening II „targeting and reconnaissance pod“
ausgestattet. Damit ist auch der Einsatz von Langstrecken
Luft-Luft-Lenkwaffen und lasergelenkten Bomben möglich. Es wurden
alle AV-8B der USA, Italiens und Spaniens umgerüstet.
Technische Daten AV-8B Harrier II
Kenngröße |
Daten Harrier II |
Daten Harrier II+ |
Länge |
14,12 m |
14,55 m |
Flügelspannweite |
9,25 m |
9,25 m |
Tragflügelfläche |
21,37 m² |
22,18 m² |
Tragflächenbelastung
|
Minimal (Leergewicht): 297 kg/m²
Maximal (maximales Startgewicht): 658
kg/m² |
Minimal (Leergewicht): 317 kg/m²
Maximal (maximales Startgewicht): 658
kg/m² |
Höhe |
3,55 m |
3,55 m |
Antrieb |
Ein Rolls-Royce Pegasus-Mk-106
Turbofantriebwerk mit 96,73 kN Schub |
F402-RR-408/Mk-107
Turbofantriebwerk mit 105,87 kN Schub |
Schub-Gewicht-Verhältnis |
Maximal (Leergewicht): 1,56
Minimal (maximales Startgewicht): 0,70 |
Maximal (Leergewicht): 1,60
Minimal (maximales Startgewicht):
0,77 |
Höchstgeschwindigkeit |
1.041 km/h mit und 1.065 km/h ohne Waffen |
1.093 km/h |
Reichweite |
1.780 km |
1.780 km |
Besatzung |
1 |
1 |
Dienstgipfelhöhe |
15.240 m |
15.250 m |
Leergewicht |
6.343 kg |
6.764 kg |
max. Startgewicht |
14.061 kg (STO) bzw 8.505 kg (VTO) |
14.061 kg |
Bewaffnung |
eine GAU 12U 25-mm-Gatling-Maschinenkanone
Außenlasten bis zu 3630
kg
AIM-9
Sidewinder- und AGM-65 Maverick-Raketen |
eine GAU 12U 25-mm-Gatling-Maschinenkanone
Außenlasten bis zu 5.350
kg
AIM-9 Sidewinder- und AGM-65 Maverick-Raketen |
Max. Nutzmasse: 7.717 kg
Tankkapazität: 4.320 Liter
Versionen der AV-8B
GR5
Die GR5 war die erste Version der zweiten Generation der Harrier
für die RAF. Ihre Entwicklung begann 1976, wobei zwei AV-8A zur
Harrier II Standard umgebaut wurden und ab 1979 als Testflugzeuge
dienten. Die erste Serienmaschine von BAE hatte am 30. April 1985 ihren
Erstflug und wurde im Juli 1987 in Dienst gestellt. Die GR5 unterschied
sich von der AV-8B in einigen Punkten, so zum Beispiel bei der Avionik,
der Bewaffnung und der Ausrüstung für elektronische
Gegenmaßnahmen. Es wurden 41 GR5 gebaut.
GR5A
Die GR5A war eine verbesserte Variante der GR5, die Teile des GR7-Upgrade erhielt. 21 Stück wurden gebaut.
Zwei AV-8B Harrier II GR7 beim StartvorgangGR7
Die GR7 ist eine weiter verbesserte Variante der Harrier. Ihr Erstflug
fand im Mai 1990 statt, sie kam ab 1997 (Test ab 1994) auf den
Flugzeugträgern der Invincible-Klasse zum Einsatz.
GR7A
Als GR7A wurde die erste Stufe der Umrüstung auf den Standard der
GR9 bezeichnet. Sie erhielt das leistungsfähigere Rolls-Royce
Pegasus-Mk-107-Triebwerk. Später auf den GR9-Standard gebrachte
Maschinen behielten dabei den Buchstaben A und wurden als GR9A
bezeichnet. 40 GR7 wurden derart umgebaut. Das neue Triebwerk lieferte
etwa 13 kN mehr Schub, was die Zuladung vor allem unter extremen
klimatischen Bedingungen erhöhte und die Kosten für die
Einsätze reduzierte (geringere Wartung, Landung ohne Abwurf nicht
benutzter Waffen).
GR9
Beim GR9-Standard wurde die Avionik verbessert und es konnten neue
Waffen benutzt werden. Dieses Upgrade (auch als Integrated Weapons
Programme, IWP bezeichnet) erlaubte den Harriern den Einsatz von
präzisionsgelenkter Munition und Avionik mit neuer Trägheits-
and GPS-Navigation (INS/GPS).
TAV-8B Harrier II/EAV-8B Matador II
Zweisitzige Trainerversion AV-8B für das US Marine Corps und die spanische Marine.
T10
Auf Basis der TAV-8B gebaute zweisitzige Trainerversion für die
RAF, der jedoch im Gegensatz zu diesem voll kampftauglich war. 14
Stück gebaut.
T12
Variante der T10, die auf den GR9-Standard gebracht wurde.
