Mig-21
Daten und Fakten :
Technische Daten:
Type Einsitziger Abfangjäger
Hersteller Mikojan-Gurewitsch
Leitender Konstrukteur
Erstflug 14. Juni 1956
Einführung 1959
Kunde UdSSR, Indien, Rumänien, Tschechoslowakei, Polen
Versionen zahlreiche Versionen in der UdSSR und Tschechoslowakei gebaut
Herstellungszeitraum 1956-1975
Stückzahl ca. 10300
Bewaffnung
Standardwaffen eine Zwillingskanone 23 mm GSch-23 mit 200 Schuss), 4 Luft-Luft Lenkraketen R-60 oder R-3
Optionale Bewaffnung 2.000 kg Kampfmittel an 4 Stationen
Technische Daten
Antrieb Ein Tumanski R-13-300 Strahltriebwerk mit 40,30 kN ohne und 60,70 kN mit Nachbrenner
Startgewicht 8.200 kg
Leergewicht 6.000 kg
Dienstgipfelhöhe 19.000 m
Höchstgeschwindigkeit 2230 km/h
Steigfähigkeit ca. 180 m/s
Reichweite max. 1.800 km
Beschreibung:
Die Mikojan-Gurewitsch MiG-21 (NATO-Codename
Fishbed) ist ein einsitziges sowjetisches Front-Abfangjagdflugzeug.
Bereits 1959 in Dienst gestellt, wurde die MiG-21 von mehr als 50
Ländern eingesetzt und in vielen Varianten in Lizenz gefertigt. In
der VR China werden bis heute MiG-21-Varianten unter der Bezeichnung
J-7 bzw. F-7 produziert. Insgesamt gab es rund 15 verschiedene
Versionen der MiG-21.
Entwicklung
Anfang der 50er Jahre machten die Flugzeugbauer in
aller Welt enorme Entwicklungsfortschritte, so dass eine wahre Flut von
neuen Flugzeugtypen einsetzte. 1953 umrissen die Militärs der
UdSSR die Spezifikation für ein neues Jagdflugzeug, welches mit
Mach 2 operieren sollte.
Das vom OKB Mikojan geplante Flugzeug mit der
Bezeichnung E-1 entsprach einem Pfeilflügelentwurf mit dem neuen
Triebwerk R-11. Auf Grund der Tatsache, dass dieses noch nicht
einsatzfähig war, änderte man das Projekt so ab, dass man die
Erprobung mit dem älteren RD-9B mit 32,5 kN Schub beginnen konnte.
Dieses Triebwerk stammte noch aus der MiG-19. Der Mikojan-Entwurf stand
innerhalb der UdSSR den Suchoj-Typen S-1 und T-1 gegenüber. Anfang
1955 waren die Arbeiten an der E-2 beendet, so dass Georgi Mossolow am
14. Februar 1955 den Erstflug durchführen konnte. Die Maschine war
äußerst leicht. Ihre Konstruktionsmasse betrug lediglich
3687 kg und beim Start wog die E-2 bis zu 5334 kg. Als reines
Frontflugzeug sollte die Maschine mit drei Kanonen des Typs NR-30
ausgerüstet werden. Zusätzlich war unter jedem
Tragflügel die Mitnahme einer Kassette mit 8 ARS-57 vorgesehen. Im
Prototypenstadium verzichtete man auf eine der 3 NR-30. Die E-2 nutzte
ein Tragwerk mit 55° Vorderkantenpfeilung, wovon 1/4 der Kante mit
automatischen Vorflügeln bestückt war die insbesondere die
Langsamflugeigenschaften verbesserten.
Mikojan wurde bei der Entwicklung des Flugzeuges
in erheblichen Umfang vom ZAGI unterstützt. Aufgrund der
gemeinsamen Forschungen baute man bei Mikojan die E-4. Sie unterschied
sich von der E-2 ausschließlich durch die Deltatragflächen.
Diese versprachen höhere Geschwindigkeiten bei geringerer
Konstruktionsmasse. Der Erstflug der E-4 erfolgte am 16. Juni 1955
unter dem Kommando von Sedow. Während der Testflüge erreichte
die Maschine, welche von einem Tumanski RD-9E angetrieben wurde, eine
Gipfelhöhe von 16400 m und eine Höchstgeschwindigkeit von
1296 km/h. Diese Resultate enttäuschten die Ingenieure. Es wurde
beschlossen, die E-2 in kürzester Zeit zum Frontjäger E-2A zu
entwickeln. Die Arbeiten begannen noch 1955. Auf gleicher Basis
entstand die E-5, welche abermals das Pendant mit Deltatragwerk
darstellte. Der so erhaltene Typ wurde mit einem Triebwerk AM-9E(I)
ausgerüstet, welches nach Mikulins Verbannung nach Sibirien nur
noch als RD-9E(I) bezeichnet werden durfte. Die Bewaffnung, welche
bereits die E-2 besaß wurde auf die E-5 übertragen. Die 4
Tanks fassten ein Volumen von 1890 Litern Brennstoff, welcher die
Reichweite trotz der RD-9-Triebwerke in erträglichen Grenzen
halten sollte. Die Ausrüstung der E-5, welche später als
MiG-21 an die Truppe geliefert werden sollte, glich der späteren
MiG-19-Versionen. Der Radioentfernungsmesser SRD-1 arbeitete in
Kopplung mit dem automatischen Schießvisier ASP-5N. Der
Funksprechverkehr wurde über eine UKW-Station der Bezeichnung
RSIU-4 ermöglicht. Für die Navigation stand dem Pilot ein
automatischer Radiokompass ARK-5 und der Funkfeuermelder MRP-48P zur
Verfügung. Als Heckwarnanlage verwendete man das System
„Sirena 2“. Am 17. Februar 1956 hob die E-5 zum ersten Mal
vom Boden ab. Geflogen wurde das Flugzeug wieder von Sedow. Der Einbau
zahlreicher neuer Systeme und des neuen Triebwerks erhöhte die
Startmasse auf 6250 kg. Die Leermasse betrug 4340 kg. In den
Flugleistungen spiegelten sich die Investitionen wider. Im Gegensatz
zur E-4 erreichte die E-5 eine Gipfelhöhe von 18000 m und eine
Geschwindigkeit von 1900 km/h.
Mitte 1955 überarbeitete man auch die E-4.
Der große unter den Flächen liegende Grenzschichtzaun wurde
durch 3 kleine auf den Flächen ersetzt. Weitere Modifikationen
betrafen den Antrieb. So gelangten Triebwerke der Typen RD-9E und RD-9I
zum Einbau. Dieses Flugzeug startete unter Sedow am 5. September 1956
zum Erstflug, dem gleichen Tag an dem die zweite E-2A ihren
Jungfernflug absolvierte. Im weiteren Verlauf stattete man die E-4 mit
einem um 57° gepfeilten Deltatragwerk aus.
Die mit einem RD-11 ausgerüstete E-5
absolvierte ihren Erstflug am 9. Januar 1956 unter Testpilot Nefjodow.
Die Leistungen wurden von den Ingenieuren bei Mikojan mit sehr gut
bewertet. Der Typ stieg in 1,6 min auf 5000 m, flog 1970 km/h schnell
und bis zu 17650 m hoch. Zwischenzeitlich wog man sich in der
Gewissheit, dass die Maschine in die Serienfertigung
überführt würde. Jedoch erreichte am 26. Mai 1956
Suchois T-3 mit einem Triebwerk Ljulka AL-7F eine Geschwindigkeit von
2100 km/h, eine Gipfelhöhe von 18000 m und stieg in 2,3 min auf
10000 m. Hinzu kam, dass die T-3 mit Raketen bewaffnet war und ein
Suchradar verwendete. Diese Fakten brachten geänderte
Voraussetzungen, auch wenn die T-3 als Abfangjäger konstruiert
wurde und nicht als reiner Frontjäger. Mikojan erprobte ein neues
Deltatragwerk, welches Geschwindigkeiten von mehr als 2000 km/h
ermöglichte und vernachlässigte zunächst die
Ausrüstung des Typs mit Radar.
Zusätzlich zu den aerodynamischen Optionen
bestand nach Einschätzung der Ingenieure die Möglichkeit
eines kombinierten Antriebs aus Turbinenluftstrahl- und
Raketentriebwerk. Parallel zu den Entwicklungen an den Typen E-2, E-4
und E-5 begannen die Konstruktionen für die E-50.
Äußerlich konnte man kaum einen Unterschied zur E-2
feststellen. Die Vorderkantenpfeilung betrug 55°, die
Vorflügel entfielen und die Grenzschichtzäune blieben
erhalten. Ende 1955 konnte der erste Prototyp fertig gestellt werden,
welcher am 9. Januar 1956 von dem Testpiloten Muchin eingeflogen wurde.
Muchin war kein Testpilot des OKB Mikojan, sondern gehörte zum
Personal des LII. Die Werkserprobung umfasste 18 Flüge und endete
am 14. Juni 1956. Am 8. Juni 1956 erfolgte der erste Flug unter
Zuschaltung des Raketentriebwerkes. Die E-50-1 benötigte 11 sec.
um eine Höhe von 9000 m zu erreichen. Bei einem der folgenden
Flüge versagte das Marschtriebwerk, was den Pilot zu einer
Außenlandung zwang, bei der der erste Prototyp zerstört
wurde. Dieser Verlust war bedauerlich und schränkte die
Erprobungskapazitäten drastisch ein, verzögerte das Programm
stark, da erst am 17. Juni 1957 die E-50-2 zum Jungfernflug startete.
Wie auch die „1“ verfügte sie über ein RD-9E
Marschtriebwerk und den Raketenbeschleuniger S-155. Im Unterschied zur
E-50-1 war der zweite Prototyp bereits mit zwei Kanonen NR-30
bewaffnet. Ebenso trug er die volle Ausrüstung der späteren
Serienflugzeuge, die der E-2 und E-5 glich. Basin erflog mit dem Typ
eine Höchstgeschwindigkeit von 2400 km/h, obwohl die Startmasse
nun bei 8500 kg lag.
So positiv das Raketentriebwerk die Leistungen in
punkto Höhe, Steigfähigkeit und Höchstgeschwindigkeit
beeinflusste, so nachteilig wirkte es sich auf die Reichweite der E-50
aus. Die Tankanlage gestaltete sich komplizierter und umfasste 4 Tanks
mit Kerosin für das Marschtriebwerk und weitere 3 Tanks mit
Brennstoff und Wasserstoffperoxid für das Raketentriebwerk. Die
Reichweite sank in Folge dessen auf inakzeptable 450 km. Der dritte Typ
der E-50-Reihe, die E-50-3, wurde konstruktiv verändert.
Insbesondere schlug sich das in einer um 1,2 m erhöhten
Gesamtlänge nieder. Korowin flog die Maschine während der
Erprobung, wobei es zur Katastrophe kam. Eine Explosion zerlegte das
Heck des Flugzeugs, womit es nicht mehr flugfähig war. Der Pilot
katapultierte sich aus den Trümmern der abstürzenden
Maschine, fand aber wegen einer Fehlfunktion des Schleudersitzes den
Tod. Mit dem Crash dieser beiden Typen überarbeitete man die
gesamte Konzeption nach Sicherheitsaspekten. Die so entstandene E-50A
basierte auf der E-2A und verwandt das stärkere Triebwerk R-11 und
den Beschleuniger S-155. Das Treibstoffsystem, welches bei der E-50-3
insgesamt 7 Tanks umfasste, wurde vereinfacht und kam nun mit 5 Tanks
aus. Der Rumpf wurde etwas dünner und den Tank für das
Wasserstoffsuperoxyd verlegte man in das Seitenleitwerk. Tragwerk,
Höhenleitwerk und das Fahrwerk übernahm man unverändert
von der E-2A. Im Flugzeugwerk Gorki (auch Ninschnij Nowgorod)
produzierte man wenige Flugzeuge des Typs in einer Vorserie.
Während der Truppenerprobung stellte sich endgültig heraus,
dass der Mischantrieb in der Endkonsequenz das schlechtere Konzept war.
Dies war den ungenügenden Leistungen im Bereich Reichweite und
Aktionsradius sowie den enorm aufwendigeren Wartungsarbeiten und
Bodenversorgungen geschuldet. Daraufhin stellte man die Fertigung der
E-50 ein.
Hier wurde auch die E-2A als MiG-23 oder Flugzeug
63 gefertigt. Die E-50A war eine Version, bei der die
Raketentreibstoffe in einem Außenbehälter unter dem Rumpf
mitgeführt wurden. Als das S-155 aus der Produktion genommen wurde
stellte man auch diese Ausführung ein, obwohl 20 Maschinen in
Auftrag gegeben worden sind. Es wurde keine Maschine komplettiert.
Nachdem bereits 1957 die Erprobungsflüge der
Deltaflügler überwogen, richtete sich 1958 das Gros der
Arbeiten auf diese Versionen aus. Die weiteren Entwicklungsarbeiten an
der E-2A wurden eingestellt und die Produktion in Gorki gestoppt. Die
Stunde der E-5 war gekommen. Sie wurde mit dem Triebwerk R-11 (auch
Gerät 37) bestückt, welches unter Nachbrennereinsatz 57,40 kN
Schub abgab. Veränderungen bei der Ausrüstung, welche die
Mitnahme von Luft-Luft-Raketen ermöglichte, und der Einbau eines
mehrstufigen Diffusors sowie das modifizierte Triebwerk R-11F-300
ließen die E-6 entstehen, die fast 30 Jahre in über 16
Modifikationen als MiG-21 produziert wurde. Im Mai 1958 verließ
die erste Maschine des Typs die Werkhallen und wurde vom LII-Testpilot
Nefjodow eingeflogen. Beim 7. Flug fiel in 18000 m Höhe das
Triebwerk aus. Nefjodow versuchte erfolglos, es im Sturzflug erneut zu
starten. Die E-6 schlug unweit des Flugfeldes auf und Nefjodow starb
wenige Stunden später. Nefjodow war damit einer von sehr wenigen
Piloten, die mit der endgültigen Version der MiG-21 ums Leben
kamen. Ebenfalls 1958 endete die Erprobung der E-5 und der E-4. Die
Flugzeuge dienten insbesondere noch als fliegende Laboratorien, auch
für Trudelversuche. Zu diesem Zweck startete die E-4 100 mal, die
E-5 98 mal und die Maschinen E-2, E-2A 250 mal.
Rostislaw Beljakow, der spätere Chef des OKB
Mikojan, leitete die Arbeiten am zweiten Prototyp, der E-6-2. Am 15.
September 1958 erfolgte der Erstflug der E-6-2 unter Mikojans Testpilot
Wladimir Kokkinaki. Kokkinaki war einer der bekanntesten und besten
Piloten des OKB Mikojan. Bereits im Zweiten Weltkrieg flog er die MiG-3
an der Front. Nach 15 Testflügen verlegte man das Flugzeug nach
Krasnowodsk, wo man weitere 46 Flüge absolvierte. Nochmals 61
Flüge folgten, um die Ausrüstung und Bewaffnung zu erproben.
In dieser Zeit wurden in einer Höhe von 15300 m Mach 1,97 (2100
km/h) erreicht. Die E-6 stieg in 305 s auf ihre Gipfelhöhe von
20700 m und konnte 1800 km weit fliegen. Für den Notfall,
insbesondere den Ausstieg bei hohen Geschwindigkeiten, konnte sich der
Pilot mit dem SK-Rettungssystem aus dem Flugzeug katapultieren. Die
Cockpithaube schützte ihn dabei vor dem Flugwind. Die MiG-21
sollte in erster Linie für die Jagd eingesetzt werden. Dem
entsprechend gestaltete man die Bewaffnung, welche anfänglich zwei
NR-30 mit je 30 Schuss und zwei zielselbstsuchende Infrarotraketen
für den Luftkampf umfasste. Gegen Bodenziele standen zwei
ungelenkte ARS-240, zwei UB-16-57U Raketenwerfer mit je 16 S-5M und
S-5K, sowie Freifallbomben FAB50 bis FAB500 zur Verfügung.
Mit der Werksbezeichnung E-6T begann die
offizielle Produktion der MiG-21 für die Luftstreitkräfte.
1959 stieß das Flugzeugwerk in Gorki 30 Flugzeuge unter der
Bezeichnung MiG-21F oder Flugzeug 72 aus. Im folgenden Jahr waren es
bereits 69 Flugzeuge. Mit Auslaufen dieses Produktionsloses stellte man
auf das Flugzeug 74 um, welches auch als MiG-21F bezeichnet wurde aber
nur noch eine Kanone NR-30 mit 30 Schuss besaß. Weitere Tests mit
der Bewaffnung erfolgten. Bei der E-6-2 veränderte man erst die
Pfeilung des Tragwerkes auf 57° und schließlich erprobte man
das anhängen der Raketen an den Flügelenden, wie es heute bei
modernen Kampfflugzeugen üblich ist. Für die Serienfertigung
verzichtete man auf diese Änderungen und löste 1960 das
Flugzeug 74 durch die MiG-21F-13 ab. Der Ausstoß in Gorki belief
sich 1960 auf 132 Flugzeuge und steigerte sich bis 1961 auf 272 um in
1962 mit 202 auszulaufen. Die Fertigung der „F-13“ wurde
auch auf das Werk „Snamaja Truda“ in Moskau ausgeweitet.
Dort wurde auch die Exportversion des Trainers MiG-21U produziert.
Seine Werksbezeichnung lautete Gerät 66A. Ausgerüstet mit
einen zweiten Cockpit in Tandemanordnung und dem Triebwerk R-11F-300.
In Folge des zweiten Cockpits sank der Brennstoffvorrat auf 1950 Liter.
Um Masse zu sparen wurde die bei Mikojan als E-6U-1 bezeichnete
Maschine mit einem MG des Kalibers 12,7 mm ausgerüstet. Die Kanone
NR-30 entfiel. Gleiches traf auf das Gerät 66 zu, welches die
Version für die Streitkräfte der UdSSR war. Nachdem Ostapenko
am 17. Oktober 1960 den Jungfernflug ausführte, begann das Werk in
Tblissi 1962 mit der Serienproduktion.
Zu diesem Zeitpunkt begann die ununterbrochene
Weiterentwicklung der MiG-21. Mit der E-6T-3 startete eine Version mit
vollschwenkbaren Canards. Für die Serienfertigung wurde dieses
Muster nicht vorbereitet, jedoch fanden die Erkenntnisse bei der
Entwicklung der Mikojan-Gurewitsch E-8 Verwendung. In dieser Zeit wurde
auch die internationale Fachwelt auf den neuen Jäger aufmerksam.
Mit zahlreichen Rekorden in den Kategorien Gipfelhöhe und
Höchstgeschwindigkeit unterstrich die UdSSR die
Leistungsfähigkeit der MiG-21. Georgi Mossolow brach mit einer als
E-66 bezeichneten Maschine den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord der
Lockheed F-104 „Starfighter“ mit 2388 km/h. Ein weiterer
Rekord der F-104 wurde mit einer dynamischen Gipfelhöhe von 34714
m überboten. Weitere Versuche mit der E-6W folgten, mit welchen
besonders das Fliegen mit extremen Anstellwinkeln untersucht wurde.
Diese Version besaß ein Stützrad an der Kielflosse. Die
Praxis zeigte, dass sich bei möglichen Anstellwinkeln von 11°
die Sicht des Piloten verschlechterte und das Flugzeug nur eine
mäßige Längsstabilität aufwies. Ein neues System,
mit welchem man die Umströmung der Klappen durch Zapfluft vom
Triebwerk verstärkte, war bereits getestet und wurde für gut
befunden. In Addition der Nachteile des Landens mit hohen Anstellwinkel
und der besonderen Ausbildung die hierzu erforderlich wurde, entschied
man sich für das System SPS.
MiG-21 SPS
So gut die Leistungen der MiG-21F-13 auch waren
blieb die Maschine ein Tagjäger, der nicht in der Lage war
gegnerische Luftfahrzeug bei Nacht oder unter schlechten
Wetterbedingungen zu orten. Für die Jagd am Tag verfügte der
Pilot lediglich über den SRD-5 Radioentfernungsmesser. Mit dem
Einbau eines Radars ließ sich der Einsatzwert des Typs um ein
deutlich steigern. Bereits mit Beginn der Serienfertigung der
MiG-21F-13 begann die Entwicklung einer Version mit Radar. Die bei
Mikojan mit E-7 bezeichnete Maschine erhielt ein Funkmessgerät des
Typs ID-30T, welches in der Suchoi Su-9 Verwendung fand. Für den
Einsatz in der MiG-21 bezeichnete man es als RP-21. Der erste von 3
Prototypen der späteren MiG-21P flog 1958 zum ersten Mal. Im
Januar 1960 folgte die E-7-2. Äußerlich war der Typ durch
seinen größeren Bugdurchmesser mit dem voluminöseren
Stoßwellendiffusor zu erkennen. Die artilleristische Bewaffnung
entfiel und die Bekämpfung von Luftzielen wurde nur noch durch
zwei IR-Raketen ermöglicht. Mit der MiG-21P konnte der Pilot das
Ziel bis zu einem gewissen Grad selbst ausfindig machen und verfolgen.
Parallel bestand die Möglichkeit des Heranführens des
Jägers an das Ziel vom Boden aus. Hierzu verfügte die MiG-21P
über die Anlage „LASUR“, welche Teil des
Kommandosystems „Wosduch-1“ war. Die E-7-3, eigentlicher
Prototyp der MiG-21P, wog am Start mit vollen internen Tanks 7400 kg.
Die Flugerprobung zeigte, das die Leistungen in etwa denen die F-13
entsprachen, jedoch verschlechterte sich die Wendefähigkeit und
die Radaranlage arbeitete unzuverlässig. 1962 entstand die E-7-4,
welche mit dem Triebwerk R-11F2-300 ausgerüstet wurde. Auch sie
verfügte über die Funkmessanlage RP-21 und wurde im August
und September 1962 getestet. In ihr installierte man auch ein
überarbeitetes Treibstoffsystem, welches aus der E-6T-1 stammte,
mit der Mossolow den absoluten Höhenrekord aufstellte. Zur
Verbesserung der Längsstabilität vergrößerte man
die Kielflosse am Heck. Nachdem die Erprobung erfolgreich absolviert
wurde, löste die MiG-21PF, auch Gerät 76, in Moskau und Gorki
die MiG-21F-13 in der Serienproduktion ab. Noch im gleichen Jahr begann
die Auslieferung an die Verbände der WWS und PWO. 1964 folgte die
Exportversion MiG-21PF für die DDR und die VR Polen, die den Typ
als Ersatz für ihre MiG-17PF und MiG-19PM beschafften. Die
MiG-21PF-W wurde in einer tropentauglichen Version an Vietnam geliefert.
Die stetige Weiterentwicklung des Flugzeuges
führte zum Einbau des Systems „SPS“ (stuw
pogranitschnaja sloja), welches die Klappen mit Zapfluft des
Triebwerkes anblies und somit deren Wirkung erhöhte. Des weiteren
vergrößerte man abermals das Seitenleitwerk, welches noch
nicht den Bremsschirm aufnahm. Dieser befand sich in einem Raum im
Unterrumpf auf Höhe der Landeklappen. Der so entstandene Typ
besaß die Bezeichnung E-7SPS und wurde als MiG-21PFS, auch
MiG-21PF-SPS, für die Verbände der sowjetischen Luftwaffe und
der Luftverteidigung (PWO) produziert. Die Werksbezeichnung lautete
Gerät 77 und Indien importierte die Exportversion MiG-21FL. Ab der
15. Serie erhielt die MiG-21PF das verbesserte RP-21M Radar und das
vergrößerte Seitenleitwerk mit Behälter für den
Bremsschirm. Die Bezeichnung für die Truppe lautete MiG-21PFM-SPS
oder MiG-21PFMS.
Solche Schleudersitze vom Typ KM-1 wurden in der MiG-21 und MiG-23 verwendet
Auf Basis der MiG-21PFS entstand der Trainer
MiG-21US mit dem System SPS. Er wurde auch als Gerät 68,
Exportversion Gerät 68A, bezeichnet und verwandt das R-11F2S-300.
Die Rettungssysteme waren bereits Standard KM-1 und die
Treibstoffkapazität betrug 2450 Liter. 1971 wurde dieser Typ durch
die MiG-21UM, auch Gerät 69, mit Autopilot AP-155 und
Schießvisier ASP-PFM ersetzt. Die UM besaß ein Periskop
für den Fluglehrer, da seine Sicht vom hinteren Sitz sehr
eingeschränkt war. Es fuhr automatisch mit dem Fahrwerk ein und
aus.
Dem Gerät 77 folgte das Gerät 94,
welches ebenfalls das verbesserte RP-21M erhielt. Das Rettungssystem
„KS“ wurde durch das KM-1 ersetzt. Dies zog unter anderem
auch ein neues hinten angeschlagenes Kabinendach nach sich. Die
Ausrüstung wurde auf die Heckwarnanlage „Sirena 3M“,
das automatische Visier ASP-PF-21 und Aufhängungen für den
Raketenbeschleuniger SPRD-99 aufgerüstet. Eine solche MiG-21PFM
wurde in Moskau Domodedowo 1967 gezeigt. Die PFM besaß das
vergrößertes Seitenleitwerk mit einem Behälter für
den Bremsschirm. Ferner unterschieden sich die PFM-Typen in der
Möglichkeit die GP-9-Gondel mitzuführen.
Mitte der 60er Jahre begann das OKB Mikojan auf
der Basis der MiG-21PFM einen echten Aufklärer zu bauen.
Äußerlich änderte sich das Flugzeug wenig. Nur an den
Flügelenden wurden Behälter angebracht, die einen Teil der
Aufklärungssensorik aufnahmen. An der Außenlaststation unter
dem Rumpf führte die als MiG-21R bezeichnete Maschine einen
Aufklärungscontainer des Typs „R“ oder „D“
mit. Die kurze Reichweite der MiG-21 verlangte, dass die
Aufklärungsversion mit zusätzlichen
Treibstoffkapazitäten ausgerüstet wurde. Zu diesem Zweck
verfügte die MiG-21R über 4 Unterflügelpylone, von denen
die äußeren je einen Zusatztank aufnahmen. Auch das
Gerät 94R konnte Waffen mitführen. Dazu gehörten 2 R-3S,
Raketenwerfer UB-16-57U, 2 S-24 oder 2 Freifallbomben bis 500 kg.
Produziert wurde die MiG-21R von 1965 bis 1971 in Gorki. Als Triebwerk
diente das R-11F2S-300. Eine spätere Version mit der Turbine
Tumanski R-13-300 bezeichnete man als MiG-21RF.
MiG-21 M
1964 stand mit dem Feuerleitkomplex
„Saphir“ ein wesentlich fortschrittlicheres System zur
Zielbekämpfung bereit. Es beinhaltete auch das verbesserte Radar
RP-22. Das System wurde in eine E-7 eingebaut, die sich als E-7S
bezeichnete. Die Werksbezeichnung lautete Gerät 95 und die
Serienfertigung dauerte von 1965 bis 1968. Zur Ausrüstung
gehörte ferner der Autopilot AP-155 und das System LASUR-M.
Grundsätzlich verzichtete man auch bei dieser Version auf fest
installierte artilleristische Waffen. Jedoch schuf man die
Möglichkeit zur Aufnahme der Grjazew-Schipunow GSch-23 im
Unterrumpfcontainer GP-9. Primäre Waffen zur Bekämpfung von
Luftzielen waren zwei Raketen der Typen R-3S oder R-3R. Angetrieben
wurde die am Start bis zu 8150 kg schwere MiG-21S vom Tumanski
R-11F2S-300. Mit 2800 Liter Brennstoff erzielte der Typ eine Reichweite
von 1240 km mit weitern 800 Litern im Zusatztank 1610 km. Die
Höchstgeschwindigkeit in 13000 m Höhe betrug 2230 km/h und in
Bodennähe 1300 km/h. Als Gipfelhöhe nannte man 18000 m und in
8,5 min stieg der Typ auf 17500 m. Für die Staaten des Warschauer
Paktes und anderer prosowjetischer Staaten, existierte die
Exportversion MiG-21M, die das ältere Radar RP-21MA verwandt und
lediglich 2650 Liter Brennstoff mitführen konnte. Eine kaum
bekannte Unterversion dieser MiG-21S war die E-7N, welche mit einer
taktischen Kernwaffen bestückt werden konnte. Über eine
Serienfertigung ist nichts bekannt.
1965 stand das Triebwerk R-13-300 von Tumanski zur
Verfügung. Es basierte auf dem R-11 und stellt einen beachtlichen
Technologiesprung dar. Es liefert 64,9 kN Schub mit Nachbrenner und
verbraucht deutlich weniger Treibstoff als sein Vorgänger. Dieses
Aggregat wurde in der E-7SM eingebaut. Die Erprobung der Versuchsmuster
verlief unproblematisch und 1968 ersetzte die MiG-21SM, auch Gerät
95M, die MiG-21S in der Serienproduktion in Gorki. Wegen der zu
geringen Bewaffnung, erhöhte man die Unterflügelstationen auf
4. Die Bewaffnungspalette war analog der MiG-21S. Jedoch stieg die
Startmasse auf 8300 kg und der Treibstoffvorrat sank auf 2650 Liter,
was wegen des sparsameren Triebwerks nicht zu Lasten der Reichweite
ging. Die Ausrüstung änderte sich gegenüber der
„S“ kaum. 1974 endete die Serienfertigung in Gorki.
Für den Export stand die MiG-21MF, Gerät 96F bzw. Gerät
88 zur Verfügung. Der Typ wurde in Moskau von 1970 bis 1974 und in
Gorki von 1968 bis 1975 produziert.
MiG-21 SMT
Der Luftkrieg über Vietnam offenbarte neben
den Vorteilen der MiG-21 auch Nachteile. Diese lagen insbesondere in
der schwachen Feuerkraft und der geringen Reichweite. Die
leistungsschwache Elektronik wirkte sich nicht so gravierend aus, weil
die Zielzuweisung vom Boden aus erfolgte. 1970 startete man abermals
den Versuch die MiG-21 mit mehr Treibstoffvorrat auszurüsten.
Durch eine sichtbare Verdickung des Gerätetunnels, der sich nun
bis zum Behälter für den Bremsschirm hinzog, stieg die
Brennstoffkapazität auf 3250 Liter, von denen jedoch nur 2950
Liter nutzbar waren. Diese Veränderungen wirkten sich auf die
Flugleistungen der MiG-21SMT aus und die Steiggeschwindigkeit lag nun
für eine Höhe von 16800 m bei 9,0 min. Die
Höchstgeschwindigkeit sank auf 2175 km/h in 13000 m. Die
Reichweite erhöhte sich um 200 - 250 km. Die 1971 begonnene
Serienfertigung wurde 1972 wieder gestoppt, da man die
Veränderungen als ineffektiv einstufte. Die Luftfahrtindustrie
bezeichnete den Typ als Gerät 50 und die Exportversion wurde als
MiG-21MT bzw. Gerät 96T bezeichnet. Als Triebwerk gelangte das
R-13-300 zum Einbau.
Die MiG-21bis sollte die letzte MiG-21-Version
werden, und entstand als improvisiertes Gegenstück zu den neuen
amerikanischen Hochleistungsflugzeugen, wie der F-16. Man brauchte eine
Zwischenlösung bis die neue MiG-29 bereit stehen würde. Bei
dieser Modernisierung stand die Cockpitübersicht, Feuerkraft und
die Flugparameter Steiggeschwindigkeit und Wendegeschwindigkeit im
Mittelpunkt. Das Cockpit verfügte über keine neuen
Innovationen wie EFIS, doch räumte man den Arbeitsplatz des
Piloten auf. Die über das Cockpit verteilten Lämpchen und
Schalter wurden übersichtlicher und ergonomisch günstiger
angeordnet. Der Saphir-Komplex wurde mit dem RP-22SMA Radar verbessert
und die Bewaffnung auf die neueren Raketen umgestellt. Die R-3 wurden
durch die R-60 abgelöst, obwohl ursprünglich die R-55
vorgesehen war. Diese kam jedoch nicht über das Prototypenstadium
hinaus. Mit der R-13 in ihren Unterversionen stand dem Pilot eine Waffe
mittlerer Reichweite zur Verfügung, die es bei früheren
MiG-21 nicht gab. Die Kanonenbewaffnung in Form der GSch-23L wurde in
einer Lafette im Rumpf eingelassen, wo früher der Container GP-9
angebracht wurde. Der Munitionsvorrat betrug 250 Granaten. Mit dem
neuen auf Basis des R-13-300 entwickelten Triebwerks Tumanski R-25-300
ließen sich die Flugleistungen nochmals steigern. Das R-25-300
ist gegenüber den Vorgängertriebwerken sparsam, kann aber mit
zwei Nachbrennerstufen betrieben werden. Die zweite Stufe, nutzbar von
0 bis 4000 m Flughöhe, erzeugt einen Schub von bis zu 71,0 kN,
verbraucht aber entsprechend viel Treibstoff. Diese Nachbrennerstufe
soll lediglich kurzzeitig verwendet werden. Damit konnte die MiG-21bis
mit 225 m/s steigen. Ein Wert, der dem der F-16 zumindest nahe kommt.
Die Wendegeschwindigkeit betrug 20° - 22°/sec. Diese MiG-21bis
wurde in zwei Versionen gefertigt. Werksbezeichnungen waren Gerät
75 und Gerät 78. Sie unterschieden sich durch den Einbau zweier
Systeme, die man aufgrund von Platzmangel nicht beide in einem Flugzeug
installieren konnte. Zum einen handelt es sich um das System SAU und
das LASUR. Das LASUR übermittelt Daten per
Kommandoübertragungslinie an ein Instrument im Cockpit, wovon der
Pilot Kurs, Höhe, Geschwindigkeit und Manöver ablesen konnte.
Das SAU funktioniert ohne Übertragungslinie aber mit
Flugsteuerungsanlage SAU-23. Dieses System ermöglicht den
Landeanflug bis zu 40 Metern Höhe und 800 Meter vor der Landebahn.
In der Endkonsequenz eine beeindruckende Leistungssteigerung für
die „MiG-21“ aber im Vergleich zu den modernen Typen
unzureichend.
Die MiG-21 war ein außergewöhnlicher
kommerzieller Erfolg und der Typ steht noch in zahlreichen Staaten im
aktiven Dienst. So ist es nicht verwunderlich, das Anfang der 90er
Jahre einige Luftfahrtfirmen, u. a. auch die israelische IAI
Modernisierungsprogramme vorstellten. Damit sollte es möglich
werden, die MiG-21 auch früherer Versionen bis ins 21. Jahrhundert
im Dienst zu halten. Mikojan sah zu Recht einen Markt bedroht, der
Russland viel Geld einspielen kann. Eiligst entwickelte man ein
Modernisierungspaket, welches voll umgesetzt zur MiG-21I, auch
MiG-21-93, führte. Umrüstungen betreffen die
Triebwerksanlage, Kraftstoff- und Hydrauliksystem, Klimaanlage,
Feuerleit- und Kühlsystem sowie die Selbstverteidigungsanlagen.
Kernstück bildet der Feuerleitkomplex „Kopjo“. Das
Radar reicht bis zu 100 km und der Waffenrechner ermöglicht die
gleichzeitige Bekämpfung von zwei Zielen, wobei der Pilot die
Zuweisung per Helmvisier veranlassen kann. Das Vernichten von Zielen
vor dem Erdhintergrund ist bis zu einer Höhe von 30 m
möglich. Zur Bewaffnung gehören die modernen Raketen R-60M
(MK) R-27R, R-27T, R-77/RVV-AE und R-73. Gegen Boden- und Seeziele
stehen Freifallbomben, ungelenkte Raketen der früheren Versionen
zur Verfügung. Gegen Flugabwehrraketen-Stellungen kann die AS-17
gefeuert werden. Auf den Tragflächen wurde am Rumpf eine
Fackelwerferanlage BWP-30-26 für IR-Störung angebracht. Sie
beinhaltet je 120 Geschosse zu einem Kaliber von 26 mm. Als Triebwerk
kommt eine Modifikation des R-25-300 zum Einbau. Es ermöglicht
gute Flugleistungen bei verträglichem Treibstoffverbrauch. Auf
Wunsch kann jedoch auch das moderne Triebwerk RD-33 aus der MiG-29
eingebaut werden. Die Cockpitverglasung wurde so geändert, dass
die Windschutzscheibe aus einem Stück besteht. Damit verbessert
sich die Sicht des Piloten erheblich. Das Cockpit an sich ist mit zwei
Head-Down-Display und einem Head-Up-Display ausgestattet. Via Datalink
sind die MiG-21I auch in Verbindung mit der MiG-31 zur
flächendeckenden Luftraumüberwachung einsetzbar. 1992 wurde
auf der „Mosaero“ eine Variante mit
Luft-Luft-Betankungsanlage gezeigt. An dieser vorerst letzten Version
endet die Geschichte der in Serie gefertigten MiG-21.
Experimentalflugzeuge
Zu den wichtigsten Experimentalflugzeugen
gehört die MiG-21I, auch MiG-21 „Analog“, die Mikojan
zur Unterstützung des Tupolew Tu-144 Programms baute, die MiG-21PD
und die Mikojan-Gurewitsch E-8.
Die „23-31“ oder auch MiG-21PD wurde
anlässlich der Luftparade in Moskau am 9. Juli 1967 von Testpilot
Komarow vorgeflogen. Sie stellte diente als Technologieträger
für die MiG-23. Mit ihr wollte man das Flugverhalten und die
Probleme und Vorteile vertikal eingebauter Hubtriebwerke erforschen. Um
eine Neukonstruktion für diese ersten Tests zu vermeiden baute man
eine MiG-21PFM der Serienfertigung um. Hierzu wurde der Rumpf um 0,9
Meter gestreckt und in die Mitte zwei Triebwerke Kolesow RD-36-35.
Diese lieferten 23,5 kN Schub und bekamen die Luft durch einen
Lufteintritt im Rücken der Maschine. Für den Marschflug
sorgte ein standardmäßiges Triebwerk R-11. Den Erstflug
führte Pjotr Ostapenko am 16. Juni 1966 aus. Auf ihrer Grundlage
entstand die „23-01“ mit Hubtriebwerken, die ebenfalls
Ostapenko im April 1967 einflog.
Die MiG-21I oder „Analog“ oder
„21-11“ wurde zur Erforschung des Flugverhaltens und der
Luftströmungen am geplanten Flügel der Tu-144 gebaut.
Testpilot Gudkow startete mit der ersten Maschine am 18. April 1968 zum
Erstflug. Die Erprobung dauerte bis 1969, obwohl die Tu-144 bereits am
31. Dezember 1968 ihren Jungfernflug absolvierte. Die
„21-11“ erreichte 19000 m Gipfelhöhe und
Geschwindigkeiten von 212 km/h bis ca. 2300 km/h. Die
Flügelfläche des ersten Musters umfasste 41,1 m² und
beim zweiten Typ 43 m². 1969 ging der erste Prototyp durch Absturz
verloren und MiG-21I/2 wurde im Museum Monino neben der Tu-144
abgestellt. Die beiden Prototypen unterschieden sich insbesondere durch
ihre Tragflächen, die bei der „1“ eher einem
Doppeldelta entsprachen. Grundlage für die „Analog“
bildete eine serienmäßige MiG-21S.
Kriegseinsatz
Bewaffnung
Die verschiedenen MiG-21 waren in zahlreichen
lokalen Konflikten und Kriegen involviert. Wesentlichstes Beispiel ist
sicherlich der Vietnamkrieg. In diesem Konflikt zeigten sich Vorteile
und Mängel des Typs am deutlichsten, da man hier mit gut
ausgebildeten Piloten rechnen konnte. Hauptwidersacher war die
McDonnell Douglas F-4 Phantom II. Auf Grund der Tatsache, dass beide
Seiten stark verfälschte Abschusszahlen bekannt gaben, ist nicht
genau nachvollziehbar, welcher Typ dem anderen letztlich überlegen
war. Sicher ist, das die F-4 die größere Feuerkraft und die
leistungsfähigere Elektronik besaß, während die MiG-21
viel wendiger war. Weitere Vorteile der MiG-21 bestanden in der
besseren Sicht des Piloten, da er weniger eingebaut war und das
günstigere Schub-Masse-Verhältnis. Daraus lässt sich
ableiten, dass die MiG-21 der F-4 im Nahluftkampf überlegen war,
während die F-4 auf große Entfernungen im Vorteil war.
Besonders gravierend im Dogfight wirkte sich die Tatsache aus, dass der
F-4 jede Kanonenbewaffnung fehlte.
In den Konflikten zwischen den arabischen Staaten
und Israel, unterstrichen die MiG-21 ihre Kapazitäten. Jedoch war
hier der Ausbildungsstand der aufeinandertreffenden Piloten sehr
unterschiedlich. Hinzu kommt jeweils die Ausrüstung der Maschinen.
Wie in der vorstehenden Typenauflistung zu lesen ist, existierten
jeweils entfeinerte Exportversionen. Diese Flugzeuge waren zwar nicht
gravierend schlechter, aber eine weniger gute Auflösung des
Radars, langsamere Rechengeschwindigkeit und ungenauere
Zieleinrichtungen, weniger Brennstoffkapazität und gedrosselte
Triebwerke bewirkten eine Einschränkung des Kampfwertes.
Kommerz
Die MiG-21 wurde in 43 Staaten der Welt
exportiert. Darunter auch nach China, Indien und die Tschechische VR.
Diese Staaten produzierten den Typ in Lizenz. China entwickelte das
Flugzeug noch bis in die 90er Jahre weiter und fertigt es noch immer in
Serie. Die dort als F-7 typisierte Maschine rüstet einen
großen Teil der chinesischen Jägerverbände aus. In
Staaten, die nicht dem Warschauer Pakt angehörten und deren
Verbindungen zur ersten Welt Rüstungsbeziehungen zuließen,
kombinierte man die MiG-21 mit westlichen Waffen. Als Beispiel soll
hier Ägypten genannt sein, dessen spätere MiG-21 mit der
amerikanischen AIM-9 „Sidewinder“ ausgerüstet waren.
Sie wurde zu einem der in größten
Stückzahlen gebauten Strahlflugzeuge der Welt und wurde in Staaten
der ersten bis dritten Welt geflogen. Im Arsenal der US-Luftwaffe
existieren MiG-21 unter der Bezeichnung YF-110.
1993 wurde das bislang jüngste
Verbesserungsprogramm für die MiG-21 im Auftrag der indischen
Luftwaffe aufgelegt. Es umfasst vor allem ein neues Radar und neue
Waffensysteme, so dass der AMRAAM vergleichbare R-77 abgefeuert werden
können. Der Umbau betraf eine Serie von 123 Maschinen. Beim
COPE-India 2004 konnten sich die modernisierten MiG-21 gegen F-15, die
jedoch ohne AWACS-Unterstützung antraten, gut behaupten.
